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«Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.» Francis Picabia

Abraham Maslow und der Weg zu einem erfüllten Leben

Haben Sie sich jemals gefragt, ob es einen bestimmten Grund dafür gibt, warum Sie das Verlangen nach bestimmten Dinge haben? Abraham Maslow hat dazu eine Theorie entwickelt, die sich heutzutage auch die Werbeindustrie zu Nutze macht. 

von Melanie SATZL, 7A

1908 freute sich ein jüdisches Paar in Brooklyn über ihr erstes von sechs Kindern. Seine Eltern erhofften sich für ihren jungen Abraham Harold Maslow eine bessere Zukunft in der neuen Welt. Abrahams Kindheit war nicht einfach, er hat keine Freunde und verbrachte viel Zeit in Bibliotheken. Auf Wunsch der Eltern studierte er Jura. Gegen den Wunsch seiner Eltern heiratete er seine Cousine Bertha Goodman und zog mit ihr zwei Kinder groß.

Er zog nach Wisconsin, um dort weiter zu studieren und begann dort sich immer mehr für Psychologie zu interessieren. Nachdem er seine Ausbildung absolviert hatte, arbeitete er mit Edward Thorndike zusammen. Er war als Dozent in Brooklyn tätig und kam in dieser Zeit mit vielen europäischen Intellektuellen in Kontakt, die wegen des Nationalsozialismus in die USA emigriert waren – darunter zum Beispiel Alfred Adler, Erich Fromm, Karen Horney, sowie einige Gestaltpsychologen und Psychoanalytiker.

Ab 1951 leitete Maslow zehn Jahre lang das Psychologische Institut in Brandeis. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Kalifornien, wo er am 8. Juni 1970 an einem Herzinfarkt starb.

Als Psychologe beschäftigte sich Maslow ein Leben lang mit den Bedürfnissen des Menschen und stellte dabei fest, dass einige unserer Bedürfnisse bedeutender sind als andere und wir uns deswegen zuerst um diese kümmern müssen.

Der Hunger steht zum Beispiel unter dem Durst. Wenn uns aber jemand würgt, so wird das Atmen wichtiger als Wasser und Nahrung.

Aus diesem Gedankengang hat sich die berühmte Hierarchie der Bedürfnisse entwickelt:

In die erste Kategorie physiologischer Bedürfnisse fallen grundlegende Dinge wie das Verlangen nach Sauerstoff, Wasser und Nahrung. Sie entspricht der untersten Schicht der Bedürfnispyramide und bildet die Grundlage für alle folgenden Bedürfnisse.

Sind die Bedürfnisse der ersten Kategorie erfüllt, so sehnt sich der Mensch nach einer sicheren Umgebung und Stabilität, sprich nach einem Dach über dem Kopf und einem Job mit regelmäßigem Einkommen.

Der Mensch ist ein soziales Tier und sobald wir unsere physiologischen und Sicherheitsbedürfnisse befriedigt haben, wollen wir uns mit Menschen umgeben, die unsere Freude mit uns teilen, etwa durch Heirat und Familiengründung oder durch den Beitritt zu einem Buchclub oder die Zugehörigkeit in eine Gang. Den Drang, soziale Kontakte zu knüpfen, nannte Maslow das Bedürfnis nach Zugehörigkeit.

Logischerweise wollen wir von Menschen wertgeschätzt werden und hierbei unterscheidet Maslow zwischen einer höheren und einer niederen Form von Wertschätzung. Im unteren Bereich finden wir das Bedürfnis, respektiert zu werden, Anerkennung, Ruhm und Ehre zu genießen.  Die höhere Form umfasst die Bedürfnisse nach Selbstachtung und Selbstvertrauen, im Mittelpunkt stehen hier Freiheit und Unabhängigkeit.

Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, stellte fest, dass die Nicht-Erfüllung von Bedürfnissen die Grundlage vieler unserer psychologischen Schwierigkeiten sei. Wenn wir ein Defizit haben, so verspüren wir das Verlangen dieses zu befriedigen, wenn nicht so verspüren wir nichts und dieses „nichts“ nennt Maslow Homöostase. Unter Homöostase versteht man Selbstregulation, das System sorgt von selbst für Ausgeglichenheit, ähnlich wie bei einem Heizungsthermometer, der sich nach Bedarf ein- und ausschaltet.

Nun stellt sich die Frage, welches das wichtigste Bedürfnis ist. Laut Maslow sind alle lebensnotwendig, denn sie seien alle fest in unserer DNA verankert, so wie die Instinkte. Voraussetzung für die Erfüllung „höherer“ Bedürfnisse ist die Erfüllung „niederer“. Es ist aber möglich, wieder auf ein „niedrigeres“ Level zu „regredieren“.

Die letzte Stufe der Pyramide ist die Selbstverwirklichung. Hierbei strebt der Mensch danach, seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und individuelle Ziele zu verfolgen.  Die Bedürfnisse können auch nach Defizitbedürfnissen (1.-4. Stufe) und Wachstumsbedürfnissen (höhere Bedürfnisse) unterschieden werden. Um ein zufriedenes Leben zu führen, müssen die Defizitbedürfnisse erfüllt sein. Die Erfüllung der höheren Bedürfnisse führt zu Glück, wenn sie nicht erfüllt werden, so wird der Mensch krank. Das macht die Maslow´sche Bedürfnispyramide so interessant für die Werbung. Denn dort geht es darum, ein Produkt möglichst marktwirksam und verkaufsfördernd zu bewerben. Das heißt: Die richtige Zielgruppe anzusprechen und zum Kauf anzuregen. Das geht am Besten, wenn sich die Produkte an den Bedürfnissen der Menschen orientieren.
Die Werbung versucht eine oder mehrere Bedürfnisebenen anzusprechen.

Maslows Motivationstheorie geht von einem positiven Menschenbild aus. Der Mensch tritt als aktiver Gestalter seiner Existenz auf, der in einer Zeit zunehmenden Materialismus sich nach lebendigen geistigen Lebenswerten sehnt.

 

Weiterführende Links:

Interview mit Abraham Maslow

Persönlichkeitstheorien-Abraham Maslow

Die Maslow´sche Bedürfnispyramide

Weiterführende Literatur:

– Butler-Bowdon, Tom: 50 Klassiker aus der Psychologie. Die wichtigsten Werke von Alfred Adler, Sigmund Freud, Daniel Goleman, Karen Horney, William James, C. G. Jung, Jean Piaget, Viktor Frankl, Howard Gardner, Alfred Kinsey, Abraham Maslow, Iwan Pawlow, Stanley Milgram, Martin Seligman und vielen anderen. – Heidelberg: mvg, 2007.

– Maslow, Abraham Harold: Motivation und Persönlichkeit. – Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2005.

 

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 2018/03/21 von in Die Kunst des guten Lebens, PionierInnen und getaggt mit , , , .